Dunkle Wolken über dem Diesel

Dunkle Wolken über dem Diesel. © spothits/Auto-Medienportal.Net/Daimler
Dunkle Wolken über dem Diesel. © spothits/Auto-Medienportal.Net/Daimler

Über dem Dieselmotor – zumindest im Pkw – ziehen dunkle Wolken auf. Verschärfte Abgas-Vorschriften für Europa aus Brüssel einerseits und drohende Sanktionen durch einzelne Mitgliedsländer der EU andererseits könnten dazu führen, dass es Personenautos mit Dieselantrieb an den Kragen geht.

Dieselantrieb galt als besonders sparsam, robust und zuverlässig

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Jahrzehnte lang galten diese Fahrzeuge als besonders sparsam, robust und zuverlässig. Nicht selten bewies ihr Antrieb aufgrund einfacher Konstruktion wesentlich bessere Standfestigkeit als zum Beispiel das Blech der Karosserie. Laufleistungen im höheren sechsstelligen Kilometerbereich waren an der Tagesordnung.

Wenn auch diese Zeiten der Vergangenheit angehören, weil Dieselaggregate heutzutage mit Turbolader und hohem technischen Aufwand in punkto Leistung und Spritzigkeit gegenüber Ottomotoren kaum noch Wünsche offen lassen, zehren die Selbstzünder immer noch vom einstigen Ruhm. Fast jeder zweite, im vergangenen Jahr neu zugelassene Personenwagen in Deutschland hatte laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg einen Selbstzünder unter der Haube (exakt 47,8 Prozent). Und das, obwohl die Anschaffungskosten dieser Fahrzeuge deutlich über denen ihrer benzinbetriebenen Geschwister liegen.

In Frankreich sah es günstiger aus

Im benachbarten Frankreich sah es für den Diesel bis jetzt noch günstiger aus: Dort verdreifachte sich seit Mitte der 1990er Jahre die Zahl der zugelassenen Diesel-Pkw von sechs Millionen auf fast 19 Millionen. Grund: Nicht so viel wie hier zu Lande, aber dennoch spürbar ist Diesel billiger als Super – etwa 13 Cent. Der niedrige Verbrauch sowie die geringere Steuerbelastung für den Dieselpreis gilt hüben wie drüben als Kaufanreiz. Dank seiner Sparsamkeit und immer weniger Emissionen kämpfte sich der Selbstzünder im Laufe der Zeit nach vorn. „Ein moderner Diesel hat heute 98 Prozent weniger Partikelemissionen als ein Selbstzünder Anfang der 1990er Jahre“, weiß Markus Heyn, Geschäftsführer beim Autozulieferer Bosch.

Dennoch hat Frankreich neuerdings dem Dieselmotor im Personenwagen den Krieg erklärt. Nach dem Muster der deutschen Feinstaubplaketten, deren Nutzen mittlerweile sogar Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, anzweifelt, sollen nach dem Willen von Premierminister Manuel Valls Autos in Frankreich nach ihrem Schadstoffausstoß mit einer farbigen Plakettenskala bewertet werden. So könnten laut Valls durch die Kommunen „umweltfreundliche Fahrzeuge besser gefördert“ und den Gemeinden unter Umständen sogar Gelegenheit gegeben werden, Einfahrverbote für schmutzige Diesel zu erlassen.

Das will sich die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, nicht zweimal sagen lassen. Sie plant bis 2020 ein generelles Verbot von Dieselautos innerhalb ihrer Stadt und so bald wie möglich eine Fahrerlaubnis im Zentrum nur noch für Anwohner und Anlieferer. Ähnliche Pläne oder zumindest eine City-Maut verfolgen Madrid, Stockholm und London. In Schweden und England gibt es diese Maut bereits. Darüber hinaus will Frankreich seine Autofahrer finanziell unterstützen, wenn sie alte Dieselfahrzeuge abschaffen. Schon im August vergangenen Jahres kündigte Umweltministerin Ségolène Royal an: Wer seinen alten Diesel gegen ein Elektroauto tauscht, erhält eine Abwrackprämie von bis zu 10 000 Euro.

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