Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität

Wolfgang Speck (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH im Gespräch mit spothits: Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität. © spothits/Gergely Besenyei.
Wolfgang Speck (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH im Gespräch mit spothits: Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität. © spothits/Gergely Besenyei.

Wolfgang Speck, Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH: Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität | In den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts war ich als Marketing- und Öffentlichkeitsarbeiter in der „braune-Ware“ und in der Fahrzeugindustrie unterwegs.

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Wolfgang Speck, Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH im Gespräch mit sporthits: Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität. © spothits/Gergely Besenyei.
Wolfgang Speck (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH im Gespräch mit spothits: Ein junger Enterpreneur der Freizeit-Mobilität. © spothits/Gergely Besenyei.

Damals galt für erfolgreiche Unternehmer die Bezeichnung „Enterpreneur“, was nichts anderes bedeutet als die direkte Übersetzung aussagt: Unternehmer. Dennoch waren Enterpreneure dünn gesät, die Börse und alle Wirtschaftsmagazine suchten nach ihnen wie nach Stecknadeln im Heuhaufen und bejubelten sie denn auch, wenn sie einen gefunden haben. Der Grund: Die Bezeichnung Enterpreneur galt für Unternehmer, die mit frischem Geist, viel Mut und Kreativität neue Wege gingen, die oft eingeschlagenen Holzwege ihrer Vorgänger verließen, mit komplett anderen Maßnahmen als früher die Märkte konfrontieren, überzeugten und begeisterten. Damals sagte mein direkter Chef bei AEG-Telefunken, Heinz Dürr: Unternehmen kommt vom Hand anlegen, nicht von Zugucken. Sonst würde es nicht Unternehmer heißen, sondern Unterlasser. Recht hatte er.

Einen solchen Unternehmer, der nie etwas unterlassen würde, habe ich kürzlich bei der Präsentation des Modelljahrganges 2016 von KnausTabbert getroffen. Wolfgang Speck  (56) ist erst seit drei Jahren der führende Kopf bei KnausTabbert, immer jung an Ideen und Schaffenskraft und hat schon zahlreiche ungewöhnliche Entscheidungen getroffen. Dazu zählen bahnbrechende Innovationen, die zuvor von niemandem angedacht wurden und wenn ja, gleich wieder wegen Untauglichkeit verworfen wurden. Wolfgang Speck und sein Team beweisen nun, daß auch zuvor als untauglich bezeichnete Konstruktionen und Bautechniken überaus tauglich, auch belastbar und verkehrssicher sind, Anklang bei Händlern und Kunden finden und darüber hinaus auch noch kostengünstig in Serie produzierbar. Dies ist nur ein Beispiel seiner erfolgreichen Entscheidungen, weitere sind der u.a. der Abschied von lange geführten Traditionsmarken, die jedoch mehr schlecht als recht von der Tradition gelebt haben und nicht vom Verkaufserlös.

Ein weiteres Beispiel ist die ungewöhnliche Produkt- und Markenpräsentation des jahrgangs 2016 der KnausTabbert-Modelle vor nationalen und internationalen Händlern im Juni in Bad Griesbach in Niederbayern. Dort trat das Management- und Vertriebsteam nämlich in Agenten-Manier à la James Bond auf, mit Speck persönlich als 007 vorne dran.

Grund genug, sich in einem ausführlichen Gespräch der Erfolgsstory von KnausTabbert und Wolfgang Speck der letzten drei Jahre zu widmen:

Sie haben am Vorabend der Pressepräsentation geschwärmt von der Händlerpräsentation der 2016er KnausTabbert-Modelle. Sie waren begeistert über die Innovationen, sprühten vor Überzeugungskraft, kurz, sie konnten da schon den Erfolg von KnausTabbert in den letzten drei Jahren, der immerwährenden Innovation in Ihrem Hause und die stetig steigende Identifikation Ihrer Mitarbeiter mit den Produkten, den Marken des Unternehmens und dem Unternehmen selbst vorleben. Der Funke sprühte schon am Abend über.

spothits: Wie haben Sie diese Motivationskampagne aufgebaut, wie den Mitarbeitern „rübergebracht“?

Wolfgang Speck: Es ist eine schöne Bestätigung für unseren Spirit bei KnausTabbert, wenn der Funke nach kurzer Zeit auch zu Ihnen übergesprungen ist und für Begeisterung gesorgt hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie sich dabei nicht als Ziel einer „Kampagne“ gefühlt haben, sondern sich einfach wohl gefühlt haben im Kreis meiner Kollegen  und die Kraft und Energie gespürt haben, die von diesem Team ausgehen. Und das ist eben nicht das Ergebnis einer am Schreibtisch entworfenen „Motivationskampagne“, unterstützt von Heerscharen externer Berater, sondern das Resultat eines Veränderungsprozesses, in dem ich zunächst durch meine Persönlichkeit und mein Handeln für eine vertrauensvolle Atmosphäre sorge und eine Mannschaft zusammenstelle und zusammenwachsen lasse, die durch ihr Zusammenwirken das Potenzial jedes Einzelnen fördert und optimal nutzt. Im Grunde ist es ganz einfach!

Der Mitarbeiter sucht die Bindung zu anderen. Er will verstehen was um ihn herum passiert und will es beeinflussen können. Er will stolz auf sich sein und verlangt nach Anerkennung. Er will Freude und Spaß empfinden. Die Voraussetzungen und das Umfeld dafür zu schaffen ist Aufgabe einer Führungskraft.

Speck ist während der Händlerpräsentation in die Rolle des Agenten 007 geschlüpft, hat erzählt, daß das Team um ihn in den Tagen der Präsentation das Team von James Bond war.

spothits: Konnten Sie die Händler aus aller Herren Länder überzeugen? Wie kann man Händler von ein, zwei Marken überzeugen, wenn sie draußen tatsächlich Vielmarken-Händler sind? Wie kann man mit diesen Händlern Spitzenergebnisse erzielen, ohne dass sie gleich den Margenvergleich anstellen?

Wolfgang Speck: Auch wenn wir während unserer Händlertagung nur in drei Sprachen simultan übersetzt haben, bin ich davon überzeugt, dass die Atmosphäre, die wir geschaffen und die Wirkung, die wir durch unser Auftreten erzeugt haben, jeden unserer Händler positiv berührt hat. Dies ist jedoch nur ein Baustein, der benötigt wird, ein solides Fundament für eine langfristige und erfolgreiche Geschäftsbeziehung zu bauen. Im Mittelpunkt steht das Produkt. Ohne ein marktgerechtes, attraktives, emotional ansprechendes Produkt geht die emotionale Wirkung unserer Händlertagung ins Leere. Die Menschen sind zu uns gekommen, damit wir Ihnen Produkte präsentieren, mit denen Sie in den nächsten Jahren Geld verdienen können. Darüber hinaus prägt die tägliche Erfahrung hinsichtlich Kommunikation, Service, Marketing, After Sales, Erreichbarkeit etc eine solche Geschäftsbeziehung. Und zu guter Letzt geht es mal wieder um das Zauberwort Vertrauen! Der Händler muss das Gefühl haben, dass wir ein starker und verlässlicher Partner für seine Zukunft sind. Er muss hinsichtlich seiner Markenstrategie oder Investitionen immer wieder Entscheidungen treffen, die langfristigen Charakter haben. Wenn wir ihm als Knaus Tabbert dann auch diese Sicherheit und Verlässlichkeit bieten, wird er sich für uns entscheiden, und dies dauerhaft. Unser Händlernetz ist neben unserer Mannschaft das wertvollste Asset, das wir haben.

Wolfgang Speck, Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH. © spothits/Gergely Besenyei.
Wolfgang Speck, Vorsitzender der Geschäftsführung der KnausTabbert GmbH. © spothits/Gergely Besenyei.

Ich weiß aus eigener PR-und Marketing-Erfahrung in der Braune-Ware-Branche der Unterhaltungselektronik, dass es unglaublich schwer ist, einen Vielmarken-Händler davon zu überzeugen, dass er gerade die vertretene Marke/n – in Ihrem Falle Knaus, Tabbert und Weinsberg – bevorzugt verkauft.

spothits: Ist das nicht schon mit den eigenen Marken schwierig? Nimmt Weinsberg möglicherweise Knaus den einen oder anderen Kunden weg? Ist der T@B so alleinstehend, dass er nirgends kanibalisiert? (Eher rhetorisch, so einen Kult-Wohnwagen gibt’s ja m.E. nur noch mit dem Eriba). Ergänzen sich Knaus und Weinsberg so synergisch, dass sie neue Kunden generieren? Findet man ehemalige Weinsberg-Fahrer später dann bei Knaus wieder?

Wolfgang Speck: Wie Sie wissen, haben wir unser Markenportfolio geschärft. Das habe ich vor 3 Jahren mit meinem Start bei KnausTabbert angekündigt und das haben wir umgesetzt. Wilk und BavariaCamp sind aus unserem Markenportfolio verschwunden. Unsere vier Kernmarken sind Knaus, Weinsberg, Tabbert, T@B! Jede Marke für sich ist einzigartig und hat hinsichtlich Design, Funktion und emotionalem Auftritt ihre besondere und unverwechselbare Ausprägung. In diese vier Marken legen wir all unsere Konzentration, Kraft und Ressourcen. Jede Marke findet Ihre Kunden. Wenn veränderte Lebensumstände, wie Alter, Familienstatus oder Einkommen sich im Laufe des Lebens verändern, findet der KnausTabbert-Kunde in unserem Markenportfolio immer das richtige Produkt, ob bei Wohnwagen, Reisemobilen oder Kastenwagen.

spothits: Warum gibt es den außerhalb der Branche recht unverständlichen Unterschied zwischen Reisemobil, Kastenwagen, Teilintegrierten und Vollintegriertem (oder heißt der „Komplettaufbau“)? Müßte man da nicht mal kundenfreundlichere Spartenbezeichnungen finden?

Wolfgang Speck: Interessante Frage, über die ich noch nie nachgedacht habe! In der Tat, da hat die deutsche Branche für sich und Ihre Insider sehr technisch geprägte Begriffe gewählt. In Spanien heißt der Alkoven stattdessen „Capuchinas“ und im italienischen „Mansandarti“. Der Kastenwagen hört im französischen Sprachraum auf den Namen  „Fourgons“, und im italienischen auf den Namen „Campers“. Insofern ist auch dieses Thema auf europäischer Ebene noch komplexer. Wissen Sie was ein „Lefty“ ist? oder ein „Cajón“? Kleiner Tipp: Ich fahre gerne Mountainbike und mache Musik. Wir müssen in unserer immer pluralistischeren, differenzierteren und fragmentierteren Welt akzeptieren, dass jede Branche sich nicht nur ihre eigene Community generiert bis hin zu Kleiderordnungen und Verhaltensregeln, sondern sogar ihre eigene Wort- und Sprachwelt schafft. Um in eine neue Welt des Hobbys oder Sports einzudringen, muss man wohl in Kauf nehmen, zunächst ein paar Vokabeln zu lernen ?.

(Anmerkung: Lefty ist – wie schon der Name sagt – eine links angebrachte Halterung des Vorderrades eines Mountainbikes und sieht aus wie früher ein Stoßdämpfer mit Gummibalg über der Dämpfungseinheit von Fahrzeugen, dort vornehmlich an der Vorderachse genutzt.  Und Cajón ist die peruanische Trommel mit einem ähnlichen Klang wie dem der Bongos. Ich bin zwar kein Mountainbiker, aber Mobilitätsjournalist mit Vorliebe für Jazz und Rock, gerne auch Latino-geprägt wie z.B. Santana, der in seiner Band auch Cajóns nutzte. Eigentlich alles schöne Vorlagen zur Neuschaffung der Beschreibung der verschiedenen Aufbauvarianten. Kapuze oder Mansarde verstünde eigentlich doch jeder. Und Camper sowieso.

spothits: Wo geht der Weg der Caravans hin? Zu immer größeren Modellen, zu immer mehr Komfort, zu immer mehr Abhängigkeit zu großen, gut ausgestatteten Campingplätzen? Zu Dauerstellplätzen? Wo der Weg der Reisemobile? Zur Größe – und der damit verbundenen Unhandlichkeit im Straßenverkehr sowie den Tonnageproblemen? Oder zum handlichen Abenteurer-WoMo, das auch abseits der großen Straßen seinen Weg findet? Und dort das Freiheitsgefühl vermittelt, das die Branche stets proklamiert?

Wolfgang Speck: Ganz einfach, der Markt wird, wie in allen Branchen, noch differenzierter, diversifizierter, noch kundenorientierter und die Marken werden noch mehr Nischen besetzen. Egal in welche Branche man blickt, ob in die Automobilindustrie, Bikes, Foto und Video, Kleidung, Food, etc etc. Die Herausforderung für unsere Branche ist es, diesem Kundenverhalten zu folgen und trotz relativ kleiner Mengen und Losgrößen in der Fabrik sehr individuelle Produkte zu attraktiven Preisen anzubieten. Die drei großen Trends aus meiner Sicht sind:
– Noch mehr Individualität bei Produkt und Urlaubsform.
– Steigerung des Komforts und des Servicegedankens bei Urlaubsform und Produkt.
– Leichtbau, neue Werkstoffe, neue Fertigungsmethoden.
Wolfgang Speck hat skizziert, wo er die Marken des Unternehmens KnausTabbert GmbH hinführen will. Der für das Unternehmen gewählte logan „Wir bewegen“ zeigt auf, dass KnausTabbert nicht nur die Teilnehmer der Freizeit-Mobilität bewegen will, sondern damit auch Emotionen für den Kunden und nicht zuletzt für die Mitarbeiter und Unternehmens-Inhaber weckt.

Das Interview führte Heiner Klempp, spothits.

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