Test Jaguar F-Type 400 Sport: Katzenfauchen – etwas gedämpft

Jaguar F-Type. Foto: spothits/Jaguar
Jaguar F-Type. Foto: spothits/Jaguar

Es passt was rein…

Sieht man die Rückansichten von E- und F-Type nebeneinander, ist die Verwandtschaft klar zu erkennen. War das Hinterteil des E-Type noch ein wenig runder, voller, ist das des F-Type straff, jung, zeitgemäß und dynamisch. Guckt man unter den Kofferdeckel des E-Type-Roadsters, sieht man eine leere, umgedrehte Steeldrum-Schüssel unter sich. Klappt man den Deckel des F-Type auf, ist alles  – ebenfalls zeitgemäß modern – ausgekleidet mit Nadelfilz und verschiedenen Gepäckfächern. In den E-Type konnte man ordentlich was reinwerfen, im F-Type muß  es sorgfältig verstaut werden. Nicht allein, um die Mimik des per Knopfdruck ausfahrenden Spoilers am Ende der Heckklappe zu verwässern. Dieser Spoiler klappt so auf, dass man das F-Type-Logo immer in Spiegelschrift im Rückspiegel sieht.

Die Form folgt der Funktion

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Die Seitenlinie des Neuen nimmt ein wenig die Seitenlinien des Alten auf, wenngleich die Fronthaube des E-Type zugunsten der Agilität des Neuen eingekürzt wurde. Dennoch behält der F-Type die größte, aus einem Stück gearbeitete Motorhaube aller Sportwagen überhaupt. Das Design des modernen Roadsters ist jedoch vorbildlich; die Form folgt der Funktion, wie es sich die Bauhaus- und Modern Art Museum-Geschmacksmeister immer wünschen. Ganz aus Alu als Leichtbau mit rund 1,5 t Gewicht und einem Schwerpunkt nahe dem Fahrzeugboden duckt sich die Katze vor dem Start auf die Straße. Und stemmt die Hinterläufe sichtbar auf den Boden.  Vorn fixieren katzenäugig LED-Schlitze den Verkehr, das Maul geöffnet wie beim Fauchen. Der Jaguar springt gleich los. Doch zuvor noch ein, zwei Besonderheiten. Die Türgriffe springen beim kontaktlosen Aufschließen des Autos automatisch aus der Verkleidung und verstecken sich nach dem Einsteigen dort auch gleich wieder. Klar, daß das Logo des Neuen auf der Draufsicht auf den Türgriff eingeprägt ist. Im Inneren kehrt der Schalthebel zurück und steht für eine knackiges, kurzwegiges DSG zur Verfügung. Geschaltet werden kann automatisch, über den Schalthebel manuell oder mit den Händen am Lenkrad über die Schaltwippen. Wobei das dem sportlichen Fahrer am angenehmsten ist, denn so hat er die Straße ständig im Griff und das Getriebe ebenso.

Interieur

Im Inneren des F-Type – wie sich das gehört, der Drehzahlmesser und der Tacho auf zwei großen Rundinstrumenten vor sich. Beide signalisieren Highspeed. Der Drehzahlmesser mit der roten Marke erst bei 6.600 U/min, der Tacho nicht endend. Unten, am Ende, steht die letzte Ziffer bei 300 km/h, die Skala reicht bis 320. Auf der Mittelkonsole  wenige Bedienelemente für Klima, Klimaautomatik, Umluft und Scheibenbeheizungen (ja, Mehrzahl, für Heck und Front), darüber die Drehschalter für Temperatur und Lüftung. Bemerkenswert sind die Düsen, die den Luftstrom ins Cockpit lenken. Sie öffnen sich überm Armaturenbrett erst, wenn man den Luftstrom direkt in den Innenraum haben will. Ansonsten sieht man sie nicht. Auf der Konsole dafür, neben dem Schalthebel, das Sport-Gen. Da kann man umschalten von Winterbetrieb auf normal und noch weiter auf Rennstil. Dann schaltet sich automatisch die Soundanlage ein und der Spoiler zu. Beides kann man in der „Normal“-Stellung manuell bedienen, es empfiehlt sich allerdings nicht, den Sound auf „Rennversion“ umzustellen, solange man durch geschlossene Ortschaften fährt. Und vielleicht die Polizeistation passiert. (Vor allem zur Zeit in Mannheim, da sind die Ordnungshüter vor allem erfolgreich als Geräuscheinhaltungshüter unterwegs. Vor allem passen sie auf die Geräusche beim Schalten in die kleinen Gängen auf. Und da faucht die Katze nicht mehr, sondern brüllt als F-Type 400 Sport mit Zwischengas lauthals los.

Also schon auf der Straße…

Angelassen mit dem Startknopf. Der Motor stellt sich lautstark vor. Die Katze will gleich mausen. Der F-Type 400 Sport bringt es mit dem ihm vorbehaltenen Kompressor auf ein enormes Drehmoment von 460 Nm bei 3.500 – 5.500 U/Min bei drei Liter Hubraum und 400 PS bei 6.500 U/min. Und bringt gleichzeitig beim Beschleunigen den Körper mit jenem Druck in die Sitze, der einem fast die Luft wegnimmt. Geschaltet in der Automatik, drehen die Motoren schon in der Normalstellung des Sport-Gens gut hoch, in der Renn-Position bis an den roten Bereich. Mit Beschleunigungswerten von Atemnot bis Asthmaanfall je nach Konstitution. Jetzt wird beschleunigt, der F-Type giert nach Kurven. Auf Landstraßen bewegt, wird jede Strecke zur kontrollierten Höllenfahrt. Hinein in die Kurve, am Anfang langsam und vorsichtig, dann immer mutiger; der F-Type bleibt ja problemlos in der Spur. Ganz anders als der E-Type, der noch ohne jegliche elektronische Helferlein auskommen mußte. Da hatte man alle Hände voll zu tun, den Roadster so auf der Straße zu halten, daß das Heck nicht überholt. Aber damals, 1972, damals hat das eben richtig Spaß gemacht. Heute, mit Elektronik und adaptiver Lenkung, Doppelkupplungs-Getriebe-Schaltung, Allrad-Antrieb und was weiß ich noch alles, ist’s viel einfacher, eleganter, viel sicherer und dennoch mit viel Fahrfreude verbunden.

spothits/Heiner Klempp

Technische Daten Jaguar F-Type 400 Sport

Länge/Breite/Höhe: 4.482 mm/2042 mm 1.311 mm
Radstand: 2.622 mm
Leergewicht: 1.594 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.050 kg
Kofferraum: 210 – 408 l

Motor: V6-Kompressor-Motor, längs eingebaut mit Doppelkompressor
Hubraum: 2.995 ccm
Leistung: 294 kW/400 PS bei 6.500 U/mi
max. Drehmoment: 460 Nm bei 3.500 – 5.000 U/min
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,9 Sekunden
Vmax: 275 km/h

EU-Normverbrauch im Mittel 8,6 l
Testverbrauch: selten unter 12 l
Tankinhalt 72 l
Abgasnorm Euro 6
CO2 Ausstoß: 203 g/km

Preise
Basis-Ausführung: 99.350 Euro
Testwagen: ca. 111.000 Euro

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