Dunkle Wolken über dem Diesel

Im Herbst kommt die Abgasnorm Euro 6

Verständlicherweise verursachen diese Pläne bei der ACEA, der Vereinigung Europäischer Automobilhersteller, tiefe Sorgenfalten. Eins aber brachte die Organisation vollends in Harnisch: Wenn im Herbst die Abgasnorm Euro 6 in Kraft tritt, tauchen Personenautos mit Selbstzünder in der Kategorie eins der französischen Farbpalette im Gegensatz zu ihren benzinbetriebenen Pendants überhaupt nicht mehr auf, auch wenn sie die Norm erfüllen. „Seit Jahren haben die Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer die Entwicklung moderner Dieselmotoren vorangetrieben“, heißt es bei ACEA in Brüssel. „Mit aufwändiger Technik und Partikelfiltern wandert der Ausstoß von Feinstaub durch den Auspuff inzwischen gegen Null.“

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Auch die Europäische Union zieht gegen den Dieselmotor zu Felde, und das schon seit 1992. Brüssel zieht die Daumenschrauben für den Selbstzünder Jahr für Jahr immer stärker an. Die jüngste und bislang härteste Vorschrift trägt den Namen Euro 6. Sie bestimmt, dass ab dem 1. September 2015 neu Typ-zugelassene Dieselmotoren statt 180 Milligramm Stickoxide nur noch 80 mg pro Kilometer in die Umwelt entlassen dürfen. Für große und schwere Fahrzeuge mit Dieselantrieb ist diese Norm ohne einen sogenannten SCR-Katalysator (Seletive Catalytic Reduction-Kat – gezielte katalytische Reduzierung) und damit verbundener Zugabe von „Adblue“, einer wasserklaren Harnstofflösung, kaum zu schaffen. Und damit noch nicht genug: Der Schadstoffausstoß von Personenwagen, die zukünftig der Euro-6-Norm unterliegen, soll bei der Typzulassung nicht mehr auf Laborwerte, sondern mit Messungen im Praxisbetrieb überprüft werden. Grund: Im Gegensatz zu Benzin-Pkw liegen die Emissionen von Diesel-Pkw im Straßenverkehr zum Teil um ein Vielfaches über den Laborwerten, die bei der EU-Typgenehmigung ermittelt werden.

Die ACEA will dieses Vorhaben unterstützen – aber: „Es gibt keinen Grund, saubere Dieseltechnik zu verteufeln“, sagt Generalsekretär Erik Jonnaert. „Das macht keinen Sinn und könnte Mobilität und Wirtschaft in den Städten erheblich beeinträchtigen.“ Außerdem würden Dieselmotoren wesentlich weniger klimaschädliches CO2 pro Kilometer ausstoßen als gleich große benzinbetriebene Aggregate. Sie seien deshalb unverzichtbar, wenn die Automobilhersteller bis 2021 die von der EU geforderten durchschnittlichen CO2-Flottenwerte erreichen sollen. Jonnaert: „Auch wir wünschen uns eine bessere Luftqualität in den Städten. Das erreichen wir aber nur, indem alte Technik mehr und mehr durch neue ersetzt wird. Wenn wir das aber auf Kosten einer Mehrbelastung durch CO2 betreiben, ist das der falsche Weg. Mit politischen Rahmenbedingungen, die moderne Emissions-Techniken bei Diesel- ebenso wie bei Ottomotoren vorantreiben, können wir die Luftqualität verbessern und gleichzeitig den CO2-Ausstoß senken.“

sph/ampnet/hrr

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