Pick-ups in China: Vom Mittleren Westen in den Fernen Osten

Ford F-150 Raptor. © spothits/ampnet/Ford
Ford F-150 Raptor. © spothits/ampnet/Ford

In die automobile Welt rollten sie vor Jahrzehnten als Arbeitstiere für den amerikanischen Farmer. Am Wochenende griff dann jeder Little Joe ins Lenkrad und fuhr samt Freundin ins Drive-in-Kino. Wie kein anderes Fahrzeug verkörperte der Pick-up den Lebensstil des amerikanischen Westens, bis Städter die urigen Gefährte entdeckten und der Kleinlaster zum Luxusmobil für den urbanen Cowboy mutierte, der auf der Ladefläche allenfalls Chardonnay für die Dinner-Party transportierte. Diese Entwicklung scheint sich nun in China zu wiederholen.

Pick-up Fans umgehen Verbote

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Zwar sind die Pick-ups in vielen Metropolen wie Peking und Shanghai schlicht verboten oder dürfen höchstens nachts auf die Straßen: Doch das hat in den vergangenen Jahren die chinesischen Liebhaber des American Way of Drive nicht davon abgehalten, die Gefährte über graue Kanäle ins Land zu holen. Inzwischen hat sich das Segment zu einem rasant wachsenden Markt entwickelt. Detroit reagiert, und im kommenden Jahr werden General Motors, Chrysler und Ford ihre Luxus-Laster verstärkt ins Reich der Mitte exportieren, um die chinesischen Stadt-Cowboys mobil zu machen. Denn tatsächlich werden auch in der Volksrepublik die wenigsten US-Pick-ups im harten Arbeitseinsatz gefordert werden – dafür haben die Chinesen ihre eigenen „Pika“, einfache Transporter für die Arbeit auf dem Feld.

Reservate für Pick-ups

Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat im Mai einen leichten Kurswechsel vollzogen und vier Provinzen zu Testgebieten erklärt, in denen die Kleinlaster von den Fahrverboten befreit sind und in die Städte fahren dürfen. Offensichtlich will Peking mit dieser Maßnahme vor allem den schwächelnden Automobilmarkt in Schwung bringen und vergisst dabei, dass die Pick-ups nicht gerade zu den Umweltfreunden gehören. Daher ist es auch kein Zufall, dass die Provinz Hebei zu den Testregionen gehört. Hier läuft ungefähr die Hälfte der chinesischen Pick-ups von den Bändern. Bisher, so die Nachrichtenagentur Reuters, ist die Produktion allerdings noch nicht nennenswert gestiegen, doch soll erst nach einem Jahre eine Bilanz des Versuchs gezogen werden.

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