Test Kia Soul EV: Auf leisen So(u)hlen… – elektrisch sparsam

Test Kia Soul EV: Auf leisen So(u)hlen… © spothits/Kia
Test Kia Soul EV: Auf leisen So(u)hlen… © spothits/Kia

Hinkt der Vergleich zwischen Kia Soul EV und der “Elektrischen” auch etwas, erinnere ich dennoch daran. Denn wie der koreanische Stromer war auch die Elektrische in Großsstädten akustisch kaum auszumachen. Einzig das Rattern und unaufhörliches Bimmeln – das war Pflicht – kündigten Ihr Kommen an.

“Hebelgesetze…”

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… oder an die Gepäckwagen auf dem Stuttgarter Bahnhof, die unförmig dort rumfuhren, nein gefahren wurden vom Gepäckträger, der das Gefährt vorne stehend steuerte. Links an einem langen Hebel Gas, nein Strom, gab und rechts nach oben ziehend nach links und nach unten drückend nach rechts lenkte.

Ein richtiges Auto, dass auch so fährt…

Davon ist der Soul EV jedoch meilenweit entfernt und sieht aus wie ein richtiges Auto und fährt auch so. Bis auf eines: Das Bimmeln wurde durch einen sachten sonoren Ton ersetzt, der ankündigt, dass da was kommt.

Kia Soul E mit Strompotentiometer

Tatsächlich ist der Kia Soul EV eine echte Alternative für den, der das Auto nur im Stadtverkehr braucht oder täglich um die 30 km einfache Strecke pendeln muß. Wobei er da sogar noch ordentlich Luft hat, um zwischendurch oder danach nochmal zum Supermarkt im nächsten Ort fahren zu können. 110 km standen bei mir nach jedem Ladezyklus als Reichweite auf der Ladeanzeige, die gleichzeitig anstelle des Drehzahlmessers die Entladestrapaze des Souls je nach Fahrweise darstellt. Das ist ziemlich praktisch, zeigt sie doch den Eco-mode an, in dem sparsam gefahren wird, meldet auch, wenn unökonomisch zuviel Strom freigesetzt wird, aber auch die Rekuperation übers Bremsen oder nur die – totale – Freigabe des Gaspedals. Wobei „Gaspedal“ sicher der falscheste, weil überholte Ausdruck ist. Sicher wäre „Strompotentiometer“ besser, aber umständlich. Also der Leistungsdrücker“?

Leistung ist nämlich sofort da, wenn man auf dieses Pedal tritt. Kein Kaltstart stört, kein Choke ist erforderlich, die Leistung steht einfach zur Verfügung, ohne Verzögerung, konstant, permanent. So könnte man den Soul EV von 0 auf 100 hochreißen und der Elektromotor würde das gar nicht übel nehmen.

Thema Reichweite

Er gibt halt alle Kraft frei, die er als Leistung in der Batterie hat. Also heißt es, vernünftig umgehen mit dieser Batteriereserve, sorgt sie jedoch abhängig vom Gebrauch dieses besagten Pedals für die Reichweite des Fahrzeuges. Ganz dieser Devise entsprechend hat der Soul EV im DIN-Vebrauchstest natürlich auch eine deutlich größere Reichweite als in echt. Fährt man im EU-Zyklus doch nur sachte und mit konstanter Drehzahl. Und kommt dabei auf über 200 km Reichweite für den Kia, also doppelt so viel wie im Normalgebrauch zu erwarten ist.

Was kosten 100 Kilometer?

Dennoch ist der Kia verbrauchssparsam: 100 km Strecke haben bei mir 18 kWh verbraucht, das entspricht einem Geldwert von 4,32 €. Mit 4,32 € bekommt man derzeit grade mal 3,5 l Diesel und das reicht ohne Hybridantrieb bestenfalls für 70 km bei 1600 oder 1800-Motor. Das ist ein großer Pluspunkt für den Kia Soul EV, dem jedoch sogleich das deftigste Minus folgt: Der Ladevorgang beansprucht rund 5,5 Stunden über die Haushaltssteckdose, rund 30 Minuten über die Hochstrom-Ladestation. Die aber steht weder fest installiert zuhause noch an jeder Ecke an den Straßen wie Benzin- und Dieseltankstellen.

Nachladen entschleunigt

Das heißt bei einer Haushaltssteckdose, wie sie ja in – fast – jeder Garage zu finden ist, muss der Pendler bei über 40 km einfacher Strecke zum Einkaufen erst mal ein paar Stunden nachladen. Also muss ein zweiter Elektrischer her, eine Ladestation oder einfach ein Supermarkt in der Nähe sein, der bis zehn Uhr abends auf hat. Dann langt’s für die Zwischenladung ab Feierabend bis zum Einkaufen. Eines nämlich wird immer zu hoch bewertet: die Rekuperation. Motor- oder Fußbremse können nie so viel Strom zurückgewinnen, dass sie eine Fremdladung über die Steckdose – egal welche – ersetzen.

Fazit

Trotzdem ist der Soul EV, der ausser bei den Felgen und der Blende für die Ladesteckdosen vorn in der Schnauze von aussen und im Innenraum dem Benzin-Soul weitestgehend gleicht, für den umweltbewußten – und betuchten Städter eine Alternative. Wenn er rund 6 – 8.000 Euro mehr nur für diese Alternative übrig hat.

spothits/Heiner Klempp

Fotoshow Kia Soul EV

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Technische Daten Kia Soul EV

Länge/Breite/Höhe: 4.140 / 1.800 / 1.593  mm
Leergewicht 1.565 kg
Zuladung 395kg
Kofferraum 281 – 891  l

Leistung: 81,4 kW/ 110 PS bei 2730 – 8000 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 285  Nm bei 0 – 2730 Nm bei U/min
Batterietyp: Lithium-Ionen-Polymer
Nennkapazität: 27 kWh / 75 Ah

Normalladung 0% bis 100%
230-V-Haushaltssteckdose (serienmäßiges Ladekabel): 10 – 14 h
6,6-kW-Ladestation (230 V): 4 – 5 h

Schnellladung (Maximalwerte) 360 V (DC)/ 62 kW
Ladedauer 0% bis 80%
50-kW-Gleichstrom-Ladestation (bis zu 500 V): 33 Minuten
100-kW-Gleichstrom-Ladestation *(bis zu 500 V): 25 Minuten (*in Deutschland nur vereinzelt verfügbar)

Beschleunigung auf 100 km/h: 11,2 Sekunden
Vmax: 145 km/h
EU-Normverbrauch im Mittel: 14,7 kWh
Testverbrauch 18 kWh
Energieeffizienzklasse A+
CO2 Ausstoß: 0 g/km

Preis
Basis-Ausführung 30.790 Euro
Testwagen ca.: 31.780 Euro

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