Test: Alfa Romeo hat die Giulia mit dem Stelvio höher gelegt

Alfa Hochtief – Eine Höhenbetrachtung

Alfa Romeo Stelvio Foto: spothits/Alfa Romeo
Alfa Romeo Stelvio Foto: spothits/Alfa Romeo

Stelvio – hoch, Giulia tief

Aber beginnen wir – wie es sich gehört – mit dem Rundgang um die Autos. Die Giulia hat ein außergewöhnlich ansprechendes Design, fällt mit ihrem markanten Gesicht sofort in der Automobilmasse des Straßenverkehrs auf und das haben die Designer des Stelvios natürlich auch festgestellt und dem ersten Alfa-SUV nahezu eins zu eins auch verpaßt. Dabei auch die gestreckte Seitenlinie der Giulia weit nach oben gedrückt, daß eben auch der SUV als Hochmobil drunter paßt. Dennoch könnte man meinen, der Stelvio ist „nur“ eine höher gelegte Giulia. Stelvio – hoch, Giulia tief, und doch ziemlich gleich. Kräftiger Antritt in beiden Dieselversionen (die Giulia konnte ich als Veloce fahren, den Stelvio ohne Namenszusatz). Kein Vergleich zwar zur Schumacher-Supercortemaggiora betriebenen Giulia Quadrifoglio, die nach Kurven gierte und auf dem Michelstädter Sportflugplatz am liebsten ohne Spurhalter quer gefahren worden ist.

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Dabei fällt mir ein, daß „Spurhalter“ ähnlich opahaft klingt wie die „Sockenhalter“ der Generation meines Vaters klangen). Ob der Stelvio die Michelstädter Querfahrten so klaglos hingenommen hätte mit seiner Höhe, glaube ich jedoch kaum. Obwohl er auch in seiner gutmütigeren Version auch schon lieber die Autobahnen mied und auf die kurvenreichen Landstraßen der deutschen Mittelgebirge schielte. Und obwohl er genauso wie die Giulia Veloce über alle vier Räder angetrieben wurde, was nicht nur in Kurven, sondern auch auf verschneiten Gebirgsstraßen vorteilhaft ist. Wurde der Stelvio doch schließlich mit dem Namen einer der kurvenreichsten Gebirgspässe geadelt: Stelvio – Stilfser Joch. Wer dort mal einigermaßen schnell den Pass hinauf und in Richtung Italien wieder hinunter gefahren ist, spürt noch Tage den Muskelkater in den Armen. In der schneefreien Zeit; im Winter kommt man da allerdings auch nicht weit, da ist das Stilfser Joch allemal lange Wochen gesperrt.

Zurück zum Rundgang: Am Heck sind sich die beiden jüngsten Alfas ähnlich, die Giulia wunderschön designt schlicht, der Stelvio ein wenig maskuliner mit Muskeln. Aber auch für das Stelvio-Heck gilt die alte Bauhaus-Maxime des Designs „form follows function“, denn er soll als SUV in seinem Kofferraum mehr Gepäck aufnehmen können als die Giulia eben mal Zahnbürschtel und 1x Wäsche/Hemden zum Wechseln. Bleiben noch die Seitenlinien, die deutlich geschmeidiger sind bei der Giulia, dafür beim Stelvio aber das Entern des SUVs sowohl für Groß- als auch Kleingewachsene vereinfachen: Bei geöffneter Tür eine halbe Drehung machen, dann mit dem Allerwertesten auf die Sitzmulde zielen und fallen lassen. Geht sowohl bei der Vordertür als auch der hinteren. Bei der Giulia schlägt man sich unweigerlich den Kopf an. Aber das ist ja im Verhältnis zum Stelvio ein Sportwagen.

Innen diktieren wieder die ästhetischen Nachfahren von Giugaro das Design. Minimalistisch sparsam, aber elegant. Funktionalität allerdings hat hier keinen Vorrang, besonders beim Navi mit einwechselndem Display für die Rückfahrkamera. Beides ist zu fipsig für den problemlosen Gebrauch. Dafür sind die Sportsitze der Giulia nicht nur mit edlem Leder bezogen – nicht so super wie damals beim Alfa Romeo Coupé Brera, das mit feinsten „Poltrona Frau“-Leder ausgestattet war, jedoch auch so gut geschnitten mit guter Seitenführung, die bei kleineren Personen, deren Länge unterhalb der ansonsten angewandten Tiffosidummy-Maße jedoch schon ein paar Turnübungen fordert. Das geht beim Stelvio besser, da kann man einfach in diesem großen SUV die Beine rausschwenken, absenken auf Mutter Erde oder Vater Asphalt und sich aufrichten. Hinten sitzt man im Stelvio „sau“bequem, in der Giulia werden das wahrscheinlich nur Kinder sagen.

Fazit

Alles in allem sind beide neuen Alfas deutliche Zeichen der Auferstehung der Marke, vor allem die Veloce und „Quadarifoglio verde“-Ausführungen knüpfen an die supersportliche Zeit der „roaring seventies“ der Alfa-Sportlimousinen an.

spothits/Heiner Klempp

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